Es
regnet. In der Annahme, irgendwann würde es wohl aufklaren,
beschließe ich, wenigstens eine kleine Tour zu fahren. Meine Annahme
erweist sich als irrig, aber eine kleine, beschauliche Tour wird es.
Der See zwischen Bronków und Kolatka lässt sich trockenen Fußes
bzw. Rades überqueren. (Trocken von unten, oben regnet es.) Ein Weg
ist über ihn gewachsen. Oder sind es zwei Seen, getrennt durch ein
sehr schmales Stück Land?
Ein
morscher Steg führt von eben diesem länglichen Stück Land über das Wasser zu etwas, das ich zunächst für ein ehemaliges
Aussichtstürmchen halte, ehemalig deshalb, weil es inzwischen ganz
sicher nicht mehr betretbar, sondern ebenso morsch wie der Steg zu
ihm ist.
Jedoch
stoße ich kurz darauf auf weitere solcher "Bauwerke".
Möglicherweise waren sie ursprünglich Angelplätze? Jedenfalls ist
die Gegend um Bronków in meinem Reiseführer als Anglerparadies
beschrieben.
Um
den Stausee des Dychower Wasserkraftwerkes herum führt ein Weg mit
ganz eigenem ungeschriebenen Gesetz: Schnecken haben nicht Vorfahrt,
aber -gang! Kein Schild weist auf sie hin. Ihrem Tempo ist
unaufgefordert Respekt zu zollen.
Statt
"Achtung Schnecken!" gibt es ein anderes Schild. Keine
Ahnung, was Radfahrer hier nicht dürfen.
Das
erste Haus, das ich wenige Kilometer weiter am Ortseingang von
Bobrowice sehe, ist nicht repräsentativ für dieses Städtchen, aber
das einzige, was mir abgesehen davon, dass dort sonntags ein
Supermärktchen - der Definition nach ein Markt, tatsächlich ein
Lädchen - geöffnet hat, in dem ich mich mit Lebensmitteln, sogar
frischem Obst, versorgen kann, gefällt.
Die
Kirche würde ich besichtigen, hätte sie nicht geschlossen. Entgegen aller Erwartung kann man hier am Sonntag einkaufen, aber nicht in die Kirche gehen. Ich fahre schnell weiter.
Mich
beeindrucken vor und hinter Bobrowice wie auch an allen anderen Ortsein- und -ausgängen, die ich passiere, Schilder, welche darauf hinweisen, dass bewohnte Gegend anfängt bzw. endet, als
ließe sich dies ohne sie nicht feststellen.
Tatsächlich
sind jedoch das Fehlen von Behausungen und vor allem von
atemberaubenden Gerüchen eindeutige Indizien für Ortsabwesenheit.
Es riecht in den Orten - vorsichtig formuliert - nicht gut. Ich weiß
nicht, wie Polen heizen, glaube aber, ich will es nicht genau wissen.
Jedenfalls stinkt es und das, was aus den Schornsteinen qillt, ist
dunkelgrau.
Trotz
geschlossener Bobrowicer Kirche komme ich hinsichtlich Betrachtung
einer religiösen Stätte noch auf meine Kosten, und zwar während
der Rückfahrt in Kolatka: für eine Heidin wie mich fast unerträglich, aber wer aus Polen nicht mindestens ein
solches Bild mitbringt, war nicht wirklich dort.
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