--> Tag 13
Am Morgen schon wieder Packen. Das Packen ist das, was mich richtig nervt, aber gut gepackt, ist halb gewonnen. Wen oder was? Unbeschwerliches Fahren. Auf geht es Richtung Spremberg. Vor der Stadt graut mir, ich stelle sie mir schrecklich vor, die Karte zeigt ein Industriegebiet.
Am Morgen schon wieder Packen. Das Packen ist das, was mich richtig nervt, aber gut gepackt, ist halb gewonnen. Wen oder was? Unbeschwerliches Fahren. Auf geht es Richtung Spremberg. Vor der Stadt graut mir, ich stelle sie mir schrecklich vor, die Karte zeigt ein Industriegebiet.
Zunächst jedoch Wälder und Felder und
Hitze. In Rollmühle kurz vor Neustadt durchquere ich eine Furt, die
Spree fließt hier über bräunliches Gestein und weiter als
bräunliches Gewässer und braun werden mein Fahrrad, mein Gepäck
und ich zunehmend auch. Die Luft ist geschwängert mit feuchtem
bräunlichen Staub. Egal.
Mich erreichen mehrere SMS, obwohl ich
noch 1 ½ Tage Urlaub habe. Es sind jedoch keine Rückrufe, sondern
interessierte Nachfragen meinen aktuellen Aufenthaltsort betreffend
bzw. Neuigkeiten über meine in Pflege befindlichen Haustiere. Zwei
der SMS kann ich noch beantworten, bevor mein Handy sich ausschaltet
und trotz des noch ausreichend geladenen Akkus zunächst nicht wieder
einschalten lässt. Auch dem Handy ist zu warm.
Spremberg mag eine hässliche
Industriestadt sein, ich erkunde es nicht näher. Ich begegne
allerdings sehr heruntergekommenen Menschen: am Vormittag –
vorsichtig formuliert – schon nicht mehr nüchtern und sehr
offensichtlich ohne sinnvolle Beschäftigung. Sie lassen Rückschlüsse
auf den Charakter der Stadt zu, an deren östlichem Rand ich fahre. Der Radweg liegt sogar an der Spree, ist links und
rechts von Bäumen umgeben und macht Spaß. Allerdings sorgt die
Hitze dafür, dass ich keine klaren Konturen mehr sehe, es flimmert
vor meinen Augen. Ich halte eine Treppe für eine geneigte Ebene und
rattere recht unsanft hinunter. Es sind jedoch nur wenige Stufen und
ich falle erst, als ich schon unten bin. Zunächst keine spürbare
Verletzung an mir, aber eine sicht- und spürbare am Fahrrad: Am
rechten Pedal fehlen nun Schutzkappe und Kontermutter, beides finde
ich nirgends im Umkreis und der Pedalkörper schlackert fortan auf der Achse.
Ich nehme es gelassen und setze meinen Weg fort.
Fast bin ich dann schon in Cottbus. Die
Talsperre Spremberg zieht eher an mir vorbei, als dass ich an ihr vorbei zöge. Leider
löst der Cottbusser Zeltplatz Fluchtinstinkte in mir aus. Er liegt
mitten in einem Feriendorf und ist voll mit lärmenden Menschen.
Gesprächen an der Anmeldung entnehme ich, dass für den Abend eine
Grillparty geplant ist. Aus mehreren Radios dudelt Musik
unterschiedlicher Sender gleichzeitig. Nö! So endet mein Urlaub
bitte nicht! Ich ziehe schlecht gelaunt weiter.
Nach dem Gesetz der Gemeinheit sehe ich
von den vielen Schildern, die es in Cottbus gibt, genau das zum
Bahnhof weisende, aber keines zu einem anderen als dem eben
gemiedenen Zeltplatz. Die Pedale auf derselben Seite, an der mein
Bein vor 3 ½ Jahren zwar chirurgisch repariert worden, aber letzlich
dennoch instabil ist, wackelt noch immer, gibt jedem meiner Tritte
nach und löst wenig Vorwärtsbewegung, stattdessen nun doch Schmerz
im Bein aus. Das Handy streikt hitzebedingt nach wie vor. Auf dem
Zeltplatz, der seinem Namen mit kaum noch Platz wenig Ehre macht, ist
Party und Cottbus hässlich... Reicht. Radtour zu Ende. Das letzte
Stück fahre ich mit dem Zug.
Im Zug bessert sich meine Laune, obwohl
mir Blicke aus dem Fenster wie auf die Karte sagen, dass ich
lohnenswerte Landschaft verpasse. Die hebe ich mir für einen
Wochenendausflug im kühlen Herbst auf, wenn mein Bein sich erholt
hat, das Fahrrad repariert ist.
An jedem Bahnhof – nicht Haltepunkt –
die vermutlich witzig gemeinte Durchsage: „Bitte achten Sie beim
Aussteigen auf die Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante sowie auf
Ihr Gepäck!“ Ich nähere mich Berlin, man entnehme es den
Ansagen. Aber ich freue mich auf meine Wohnhöhle, siehe Tag 1.
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