Auf nichts Unumstößliches stoßen Leserinnen und Leser in diesem Blog. Alles ist Überlegung, nichts Überlegenheit. Standpunkte sind springende Punkte und Punktlandungen selten.
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Samstag, 18. Juli 2020

Mein neues Fahrrad

Ich hätte es gern in diesem besonderen Laden gekauft, eingebettet in eine alternative Gewerbe- und Projektlandschaft mit unkapitalistischen Eigentumsverhältnissen, selbstorganisierten Arbeitsplätzen, kollektiven Entscheidungsfindungen und Unabhängigkeit von staatlichen Subventionen.

Doch leider hat dem Händler mein Wunschzettel nicht und mir nicht seine Äußerung gefallen, Fahrräder seien erst ab einem gewissen Wert ökologisch - maßgefertigt und von ihren Fahrer*innen geliebt.

Das hat er gewiss nicht arg gemeint, aber gesagt, während die Kunden - ungegendert, denn durchweg männlich - abgesehen von meiner Wertlosigkeit lauschten und grinsten.

Von den Fahrzeugen, die zu zeigen er bereit war, kostete das günstigste 1.200,00 €.

Wie soll ich ein Fahrrad lieben, dessen Preis mich ruiniert?

So kaufte ich für die Hälfte des Geldes in einem fest im Kapitalismus verwurzelten Geschäft. Schade.

Durch Kreuzberg, Tiergarten, Moabit, Wedding radelte ich dann heimwärts an Hunderten von spartanischsten Drahteseln vorbei, die winkten mir zu von Pfählen und Zäunen, an denen sie parkten, sind liebenswert und - so noch fahrbar - ökologisch.

Wunschzettel

3 Kommentare:

  1. Okay, Du hast Dich jetzt entschlossen, zu der Gruppe zu gehören, die mich mindestens einmal wöchentlich zwingt, irgendwie herum zu springen? Was soll ich dazu sagen? Fahre bitte auf der Straße, damit ich als Fußgängerin unbehelligt bleibe? Oder: Benutze bitte den Bürgersteig, damit ich als Autofahrerin nicht von Dir gestresst werde. Ich bin jetzt schon gestresst! Pass auf Dich auf!

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  2. Ich fahre nicht in der Stadt, denn dort gibt es zu viele Autos. Ich fahre auch nirgends, wo ich Dir, so Du mal als Fußgängerin unterwegs sein solltest, in die Quere kommen könnte. Ich fahre bevorzugt durch naturbelassenes, ursprüngliches Gelände, wo ich niemanden störe und mich niemand stört, weil sich außer mir kein Mensch dort aufhält. Unterholz und Matschpfade finde ich reizvoll, wo sich und mich Fuchs und Hase grüßen. Vielleicht grüßen auch Grashüpfer, Tag- und Nachtpfauenaugen, Waschbären, Biber ...

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  3. Allerdings muss ich gestehen, ich sähe Dich recht gerne mal springen. Das sieht bestimmt lustig aus. Aber ich möchte Dich zu diesem Zwecke nicht mit meinem neuen Fahrrad bedrohen. Das klappt sicherlich auch irgendwie anders; vielleicht verbünde ich mich mit Deinen Enkelinnen...

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